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Der Königspalast

Der Königspalast stellte über mehrere Jahrhunderte das offensichtlichste Symbol für Macht und Reichtum der Herrscher von Qatna dar. Offenbar scheuten seine Erbauer keine Kosten und Mühen, um einen Amts- und Wohnsitz zu errichten, der die Residenzen benachbarter Könige in Größe und Pracht möglichst in den Schatten stellen sollte.


Herausragende Dimensionen

Etwas westlich des Zentrums der Stadt bot eine natürliche Erhebung, ein Plateau aus Kalkstein, die geeignete Plattform für die monumentale Inszenierung von Macht, welche den Königen von Qatna vorschwebte. Hier war ausreichend Platz vorhanden, um einen schließlich 150 m langen und 110 m breiten Palast zu errichten. Vor allem aber sorgte die erhöhte Lage dafür, dass der Palast zum weithin sichtbaren Wahrzeichen werden konnte.

Besonders eindrucksvoll muss der Anblick des Königspalastes von Norden gewesen sein: Hier überragte das Kalksteinplateau die Ebene der Unterstadt um 9 m und war derart hergerichtet, dass ein strahlend weißer, glatter Felshang den Betrachter blendete. Wo der Fels Rücksprünge aufwies, wurde er mit einer mindestens 8 m hohen Mauer aus Lehmziegeln verkleidet, so dass eine geschlossene gerade Front entstand. Direkt auf dem Fels setzten die Außenmauern des Palastes auf, die ursprünglich durch mehrere Rücksprünge zu einer regelmäßigen Pfeiler-Nischen-Fassade ausgestaltet waren. Zu einem späteren Zeitpunkt verliehen an der Nordfassade nachträglich angebaute, mächtige Bastionen dem Palast einen festungsartigen Charakter.


Vielfalt und Pracht im Inneren

Alternativtext

Blick auf den Palast von Nordwesten: im Vordergrund der Nordwestflügel, dahinter die restaurierten Fundamentmauern der Audienzhalle (Foto: PP)

Die hinter den Mauern befindlichen Räume des Palastes lagen über dicken Erd- und Schuttschichten nochmals weitere fünf Meter höher als das Felsplateau selbst und dienten zahlreichen verschiedenen Zwecken. Zugang zu ihnen ermöglichte vermutlich eine Stampflehmkonstruktion an der Westseite des Palastes, die den Höhenunterschied zwischen der Umgebung und dem Hauptgeschoss des Gebäudes überbrückte. Wie der Eingang genau beschaffen war, ist nicht mehr zu klären, doch führte er Besucher wahrscheinlich durch einige kleinere Räume direkt in die gewaltige Audienzhalle C mit dem kleinen Heiligtum für die Göttin Belet-ekallim. Der Halle schlossen sich weitere prächtige Räume an, zunächst der Thronsaal (B), sodann der so genannte Festsaal (A), die zusammen das repräsentative Zentrum des Königspalastes bildeten.

Um sie herum waren verschiedene Raumgruppen angesiedelt, die unterschiedlichen Zwecken dienten. So führte im Norden des Festsaales ein langer Korridor hinab zur Gruft der Könige von Qatna. Die Räume unmittelbar nördlich von Audienzhalle und Thronsaal dürften unterschiedlichen Zwecken gedient haben. Zu ihnen gehörten mehrere kleine Höfe mit weiten durch Säulen gegliederten Eingängen, die für eine gute Beleuchtung und einen repräsentativen Charakter sorgten. In einigen Räumen waren wahrscheinlich Schreibstuben für die Administration untergebracht, ein Raum beinhaltete zahlreiche große Vorratsgefäße, in denen wahrscheinlich besondere Güter gelagert wurden, ein weiterer ist als Bad zu interpretieren. Raum N, der mit Wandmalereien ausgeschmückt war, könnte vielleicht eine kultische Funktion in Zusammenhang mit dem benachbarten Brunnen gehabt haben.

Im Ostteil des Palastes, der überwiegend vom syrisch-italienischen Team ausgegraben wurde, sind zwei Bereiche zu unterscheiden. Im Nordosten lagen um den Innenhof BM herum mutmaßlich die Privatgemächer des Königs und seiner Familie, im Südosten hingegen lässt die Gestalt der vielen kleinen und schmalen Räume eine Nutzung als Magazine und Lager vermuten. Reste eines Treppenhauses im Ostteil des Palastes weisen auf die mögliche Existenz eines Obergeschosses hin.

Die Wasserversorgung  wurde mittels eines riesigen, fast 20 m tief in den Fels geschlagenen Brunnenschachts (U) sichergestellt. In seiner unmittelbaren Nähe befand sich der Nordwestflügel des Palastes, wo die Funde großer Mengen Gebrauchskeramik und Tierknochen die Existenz von Küchen und anderen Dienstleistungsräumen vermuten lassen. Die Besonderheit dieses Traktes ergibt sich aus seiner Lage am Westabhang des Felsplateaus. Das ermöglichte die Anlage dreier Geschosse, von denen zwei noch fast vollständig erhalten waren. Die Funktion der Kellerräume ist noch weitgehend ungeklärt, mit einer spektakulären Ausnahme: hier stießen die Tübinger Archäologen in der Kampagne des Jahres 2009 auf eine weitere aus dem Fels gehauene Gruft (Gruft VII) mit zahlreichen Bestattungen.


Das Rätsel des Palastes – wann wurde er erbaut?

Den ungewissen Zeitpunkt der Errichtung des Königspalastes zu klären, war eines der vordringlichsten Ziele der erneuten Ausgrabungen. Trotz umfangreicher Untersuchungen konnte in dieser Frage aber bislang keine Einigkeit erzielt werden.

Sicher ist indessen, dass der Königspalast als eine Einheit geplant wurde und nicht nach und nach durch Anbauten entstand, wie du Mesnil du Buisson annahm. Zwar fanden sich in mehreren Teilen des Palastes Reste von Fundamentmauern unter den Fußböden. Diese zeugen jedoch nicht von einem Vorgängerbau, sondern gehören dem so genanten Urplan des Palastes (Phase G09b) an. Dieser wurde noch während des Legens der Fundamente zugunsten eines neuen Plans (Phase G09a) aufgegeben, der unter anderem die Vergrößerung der Audienzhalle (C) vorsah und dem Palast seine definitive Gestalt verlieh. Danach fanden nur begrenzte Umbauten statt, etwa an der Nordfassade, und einige kleinere Räume wurden an die Südostecke des Gebäudes angebaut; im Wesentlichen behielt der Palast jedoch seine Gestalt, bis er nach mehrhundertjähriger Nutzung in der Mittelbronzezeit (Phase G08) und der Spätbronzezeit (Phase G07) zerstört wurde.

Unstrittig ist inzwischen auch, dass der Palast noch in der Mittelbronzezeit erbaut wurde, über den genauen Zeitpunkt sind sich jedoch die deutschen Archäologen auf der einen und die syrischen und italienischen Archäologen auf der anderen Seite nicht einig. Die deutschen Archäologen nehmen an, dass die Errichtung in die frühe Mittelbronzezeit IIA zu datieren ist, das heißt etwa in die Regierungszeit der Könige Ischchi-Addu und Amut-pi-El. Sie argumentieren damit, dass sich keine Ablagerungen der Mittelbronzezeit II unter den Palastfußböden finden und dass in den Fundamentgräben Keramik und Fragmente von Siegelabdrücken der Mittelbronzezeit II mit älterem Material vermischt sind. Außerdem lehne sich die Planung des Palastes sehr an den Palast von Mari an, zu dessen Herrschern Ischchi-Addu und Amut-pi-El enge Kontakte pflegten. Nach der bald darauf folgenden Zerstörung Maris und seines Palastes sei die enge Anlehnung an dieses Vorbild ebenso wenig denkbar gewesen wie die Realisierung des gewaltigen Bauvorhabens nach der Blütezeit Qatnas unter den genannten Herrschern.

Die italienischen und syrischen Archäologen berufen sich hingegen auf die Funde im Ostbereich des Palastes: hier befanden sich Gräber einer Nekropole, die noch bis in die Mittelbronzezeit IIA belegt, später jedoch von den Fundamenten des Palastes teilweise zerstört wurde. Dass trotz noch vorhandenen Wissens um diese Gräber ihre Zerstörung beim Bau des Palastes in Kauf genomen wurde, sei eher unwahrscheinlich, es müsse also einige Zeit zwischen der Nutzung als Begräbnisstätte und dem Bau des Palastes auf dem Felsplateau vergangen sein. Ferner datiere die in den Fundamentgräben gefundene Keramik zum Teil auch aus dem Ende der Mittelbronzezeit II bzw. sogar an den Übergang zur Spätbronzezeit. Auch zerbrochene Siegelungen mit dem Namen des Königs Ischchi-Addu und ein noch jüngerer ägyptischer Skarabäus deuteten darauf hin, dass der Palast zumindest nicht zu Lebzeiten dieses Königs erbaut worden sein könne. Daher datieren die italienischen und syrischen Archäologen die Errichtung des Palastes erst an das Ende der Mittelbronzezeit II


Alternativtext

Rekonstruktionsplan des Königspalastes von Qatna. (Alice Bianchi & Qatna-Team).



Ausgewählte Literatur:

Mesnil du Buisson, [R.] (Comte du): Le site archéologique de Mishrifé-Qaṭna. Collection de textes et documents d'Orient I. Paris: E. de Boccard – 1935.

Pfälzner, Peter: Macht und Reichtum in der Königsresidenz. In: Landesmuseum Württemberg (Hg.): Schätze des Alten Syrien. Die Entdeckung des Königreichs Qatna. Herausgegeben vom Landesmuseum Württemberg, Stuttgart in Zusammenarbeit mit Michel Al-Maqdissi, Daniele Morandi Bonacossi und Peter Pfälzner. Stuttgart: Theiss – 2009, S. 164–171.

Pfälzner, Peter: Archaeological Investigations in the Royal Palace of Qatna. In: Daniele Morandi Bonacossi (Hg.): Urban and natural landscapes of an ancient Syrian capital. Settlement and environment at Tell Mishrifeh/Qatna and in central-western Syria. Proceedings of the International Conference held in Udine 9-11 December 2004. Documents d'archéologie syrienne XII. Udine: Forum – 2007, S. 29–64. Online verfügbar unter http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/volltexte/2011/891/.

al-Maqdissi, Michel; Morandi Bonacossi, Daniele; Pfälzner, Peter: Das Rätsel des Königspalastes - Wann wurde er errichtet? In: Landesmuseum Württemberg (Hg.): Schätze des Alten Syrien. Die Entdeckung des Königreichs Qatna. Herausgegeben vom Landesmuseum Württemberg, Stuttgart in Zusammenarbeit mit Michel Al-Maqdissi, Daniele Morandi Bonacossi und Peter Pfälzner. Stuttgart: Theiss – 2009, S. 172–173.